http://www.blick.ch/news/schweiz/westschweiz/schweizer-muslim-bruder-ramadan-ueber-aegypten-165916
«Der ägyptische President Hosni Mubarak ist ein Tyrann. Ein militärischer Diktator ohne Hirn. Um an der Macht zu bleiben, schreckt er vor nichts zurück», meint Hani Ramadan (51). Der in Genf geborene Ägypter ist Direktor und Imam des muslimischen Zentrums in der grössten Westschweizer Stadt.
Zur ägyptischen Politik hat der Doktor der Philosophie einen engen familiären Bezug: Er ist der Enkel von Hasan al-Banna, dem Gründer der Muslimbruderschaft (siehe Textkasten rechts). Die religiös-fundamentalistische Bewegung beteiligt sich aktiv am Volksaufstand in seinem Heimatland und könnte bei Neuwahlen stark an Einfluss gewinnen.
Hamadan ist entsetzt über die Bilder, die er in seiner Genfer Moschee am Fernsehen sieht. «Ich bin in Kontakt mit Leuten in Kairo. Was man als Mubarak-Anhänger tituliert, sind in Wahrheit seine Geheimdienst-Schergen. Es ist sein letztes Aufgebot, dass in Zivilkleider und mit Waffen auf friedliche Demonstranten losgeht», sagt Ramadan.
«Das Volk wird bis ans Ende gehen»
Voller Empörung sagt er: «Dieses kriminelle Regime, gestützt vor allem von den USA und Israel, versucht mit Chaos und Blutvergiessen die Demonstrationen zu stoppen und Mubarak an der Macht zu halten.» Ramadan ist überzeugt, dass dies nicht gelingen wird. «Es gibt kein Zurück mehr. Das Volk wird bis ans Ende gehen.» Bereits am Freitag gebe es eine weitere Grossdemonstration.
Ramadan ist sich sicher, dass wieder Hunderttausende daran teilnehmen. «Bis jetzt lebten die Ägypter in Angst vor der Polizei. Wer verhaftet wurde, musste mit Schlägen und Folter rechnen. Aber das ist vorbei», so Ramadan.
«Mubarak spielt seine letzte Karte aus»
Die Gewalteskalation mit neuen Toten und vielen Verletzen bezeichnet Ramadan als extrem schmerzhaft. Aber er ist überzeugt: «Mubarak spielt seine letzte Karte aus und schreckt dabei auch nicht vor einem Bürgerkrieg zurück. Aber das wird ihm nicht gelingen.»
Der Muslim mit Schweizer Pass weiss: Die USA, Israel und der Westen haben Angst, dass die Islamisten in Ägypten die Macht übernehmen könnten. «Das ist Unwissenheit. Es gibt die nationale Union, die eine legitime, vom Volk gewählte Regierung, will. Die Muslim-Brüderschaft wird dabei ein Teil in diesem neuen Parlament darstellen. Das ist der einzige richtige Weg», gibt sich Ramadan überzeugt.